An eine Rose

von Marianne von K**

Wohl bist du mir ein holdes Bild der Jugend
Wie Morgenrot, von zartem Duft verklärt;
Wohl uns, wenn unser Herz, wenn uns’re Tugend,
Wie dich ein schützend scharfer Dorn bewehrt!

Denn nur als Knospe spornst du das Verlangen,
Bist du erblüht, so wechselt schnell dein Los –
Der Fluch »Vergänglichkeit« hält dich umfangen,
Und welkend sinkst du bald in ihren Schoß.

D’rum, Frau’n, bewahrt die zarte inn’re Blüte,
Die Hülle treffe nur des Schicksals Macht!
Denn was wir schützend bergen im Gemüte,
Nur dies allein versinket nicht in Nacht.


Textnachweis
Aus: Der Telegraph, II. Jg., No. 116, 27. Sept. 1837, S. 479. (Die Orthografie wurde der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst, die Interpunktion behutsam modernisiert. Offensichtliche Satz- und Druckfehler wurden stillschweigend ausgebessert.)

Titelbild
Detail aus: Amalia Lindegren, Augusta von Fersen, 1844

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